Montag, 29. September 2008

Affiger Gruß

Der Schausteller Traugott Petter (1907 – 1980) reiste bereits Ende der 20er Jahre mit einer  Schaubude, in der er typische Attraktionen wie Riesen, Liliputaner und eine 560 Pfund schwere Kolossaldame präsentierte.

Berühmt wurde er in den 30ern mit seiner Aufsehen erregenden Schimpansenschau. Die besonderen Leistungen seiner Tiere auf der Bühne hingen sicherlich nicht zuletzt mit dem innigen Verhältnis Petters zu seinen Tieren und ihren besonderen Haltungsbedingungen zusammen: Die Tiere lebten mit der Familie zusammen im Wohnwagen und wurden nach Aussage der Kinder noch fürsorglicher behandelt als diese.

„Da sie klein waren, als wir sie bekamen, haben sie spielend gelernt. Wenn wir Rollschuhe gefahren sind, haben sie es nachgemacht, beim Radfahren dasselbe…“

Auf die (ironische) Bemerkung eines Parteigenossen hin, ob seine Affen nicht grüßen können, brachte der überzeugte Sozialdemokrat Petter seinen Tieren den „Deutschen Gruß“ bei, den sie fortan bei allen möglichen Gelegenheiten ausführten.

Diese tierische Parodie erregte natürlich das Missfallen der Nazis, und Petter wurde unter Androhung der „Abschlachtung“ seiner Tiere aufgefordert, ihnen den Trick wieder abzutrainieren. Der Schausteller gehorchte, trotzdem blieb die Geschichte für ihn nicht folgenlos: Er wurde an die Ostfront geschickt und seine Affen gingen vermutlich aus Trennungsschmerz einer nach dem anderen ein…

Quellen: Annette Krus-Bonazza: „Auf Cranger Kirmes“. Münster 1992 (Abbildung und Zitat der Tochter); www.petter-paderborn.de;  "Heil Hitler, das Schwein ist tot!“ Humor unterm Hakenkreuz. Eine Fernsehdokumentation des NDR aus dem Jahr 2006