Samstag, 19. April 2008

Schaubusenbesitzerinnen und Gorillagirls

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Der James Bond Film „Diamantenfieber“ von 1965 mit Sean Connery gewährt interessante Einblicke zum Thema „Schaubuden“.
Gemeint ist hier nicht die überaus reizvolle Plenty O’Toole (Lana Wood), die von einer Konkurrentin sehr zutreffend als „Schaubusenbesitzerin“ tituliert wird, sondern eine Szene, die in einer „Zambora-Bude“ spielt.
Die „Zambora Girl to Gorilla-Show“ ist ein recht plumper, aber wirkungsvoller Klassiker unter den Verwandlungsshows auf Jahrmärkten: Eine junge Frau verwandelt sich vor den Augen des Publikums in einen Gorilla, dessen Gefährlichkeit vom Rekommandeur zuvor in dramatischer Weise herausgestellt wird. Natürlich gelingt es der Bestie nach der Verwandlung die „unter Strom“ stehenden Eisenstäbe niederzureißen… Im Film nutzt eine Verdächtige den hierbei stets entstehenden Tumult, um unterzutauchen.
In meiner frühen Jugend sah ich noch eine solche Zambora-Show auf der Kirmes in Meschede. Ich kann mich erinnern, dass ich ein wenig enttäuscht wegen der nicht zutreffenden Behauptung war, dass sich ein schönes Mädchen in einen hässlichen Gorilla verwandeln würde. Tatsächlich war es eher umgekehrt … :)
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Die Bezeichnung "Monkey-Woman", "Gorilla-Girl" oder hierzulande auch "Affenweib" umfasste nicht nur diese ehedem recht verbreitete Illusionsshow, auch Frauen mit starker Körperbehaarung wurden so tituliert.
Tatsächlich war die Behaarung vieler "Haarmenschen" allerdings nicht ganz so ausgeprägt wie es die Werbung glauben machen wollte. Im Falle solcher sich beim Betreten der Bude als weniger spektakulär herausstellender Attraktionen wurden diese oftmals durch zusätzliche Darbietungen oder Exponate aufgewertet, so wie zum Beispiel durch die Schaustellung einer "Riesenschlange".
Souvenirkarte, Sammlung Nagel
Andererseits gab es Menschen, die infolge einer genetischen Störung tatsächlich starke, an ein Tierfell erinnernde Überbehaarung aufwiesen und zu wahren Stars im Schaugeschäft wurden. Der bekannteste unter ihnen war "Lionel, der Löwenmensch". Auch Julia Pastrana wies am ganzen Körper eine starke Behaarung auf, außerdem hatte im Gegensatz zu vielen anderen "Affenweibern" ihre Physiognomie affenähnliche Züge. Nähere Informationen über "Haar- und Tiermenschen" finden sich im Kapitel "Abnormitäten" unter www.schaubuden.de.


Mittwoch, 16. April 2008

Fellinis Casanova

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Fellinis Casanova ist einer der Filme des großen Regisseurs, die bei Kritikern und Kinobesuchern keinen ungeteilten Beifall fanden.
Man merkt dem Film stellenweise deutlich an, dass er keine Herzensangelegenheit Fellinis war - und dass er den berühmten Schürzenjäger eingestandenermaßen nicht mochte. Die daraus resultierende faszinierende Darstellung oder Demaskierung Casanovas als bemitleidenswertes Opfer seines Selbst-, Wunsch- und Fremdbildes gleichermaßen macht andererseits die Stärke dieses Filmes in vielen beeindruckenden Szenen aus. In Anbetracht der Biographie des Regisseurs darf vermutet werden, dass sich hinter dieser Darstellung auch ein Stück kritischer Selbstbeschau verbirgt…

Fellinis Casanova am Lebensabend
(c) Stefan Nagel

Fellini wäre nicht Fellini, wenn nicht auch in diesem Film seine Lieblingsthemen auftauchen würde: Eine wichtige Frauenfigur im Film ist die Riesin Angelina, Attraktion auf einem der Londoner Frostjahrmärkte.
Gespielt wurde Angelina von einer wirklichen Riesin: Sandy Allen ist mit 2,32m die größte lebende Frau.
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Dienstag, 15. April 2008

Meerweib

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Diese "Meerjungfrau" ist nach dem "Marsweib" mein zweiter Schaubudenaushang im Stil einfacher amerikanischer Sideshow-Banner. Die Idee, mich dabei an Boticellis "Geburt der Venus" zu orientieren, hielt ich ursprünglich für sehr originell. Allerdings musste ich bei der Google-Recherche für diesen Beitrag feststellen, dass mir da jemand zuvorgekommen ist - der noch dazu viel besser malen kann: http://www.memoryelixir.com/sideshow/mermaid.html

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"Meer- bzw. Seejungfrauen" oder "Fischweiber" waren weit verbreitete Schaubudenattraktionen. Häufig handelte es sich um Präparate aus dem Oberteil eines Affen und einem Fischschwanz, wie sie sich bereits in Wunderkammern gelehrter Aristokraten und Großbürger des 17. und 18. Jahrhunderts befanden. Große Bekanntheit erreichte "The Feejee Mermaid", die "König Humbug", P.T. Barnum, Mitte des 19. Jahrhunderts in seinem Kuriositätenmuseum ausstellte. (http://www.lostmuseum.cuny.edu/barnum.html)
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Wurde eine "Meerjungfrau" mit dem Attribut "lebend" angekündigt, so wurde in der Regel eine Robbe in einem Bassin gezeigt.
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Den Erwartungen der männlichen Schaubudenbesucher an die Schaustellung eines "Meerweibs" werden dagegen Illusionsbuden eher entsprochen haben, die oft in sehr plumper Weise Mädchen in entsprechender Kostümierung zeigten. Mitunter wurde dabei mittels Drehscheiben und Spiegeln der Eindruck eines im Wasser schwimmenden Fabelwesens erweckt.
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