Dienstag, 25. November 2008

"Zum Schluss ist die Somnambule zu sprechen"






















Das „Cabinet des Dr. Caligari“ im gleichnamigen Stummfilm-Klassiker von Robert Wiene aus dem Jahr 1920 ist eine Schaubude, in dem der vermeintlich weissagende „Somnambule“ Cesare auftritt.
 „Herrrrrreinspaziert! Hier ist zum ersten Male zu sehen – Cesare, der Somnambule! Cesare das Wunder – Dreiundzwanzig Jahre alt, schläft seit dreiundzwanzig Jahren ununterbrochen Tag und Nacht -, Cesare wird vor Ihren Augen aus der Totenstarre erstehen – Herreinspaziert!“
(…)
„Meine verehrten Herrschaften! Cesare der Somnambule wird Ihnen alle Fragen beantworten. Cesare kennt alle Geheimnisse – Cesare kennt die Vergangenheit und sieht in die Zukunft –Überzeugen Sie sich selbst – Treten Sie heran! Fragen Sie!“ 
Dieses Geschehen knüpfte durchaus an reale Vorbilder an. Mit der „Wahrsagerei“ wurden häufig weniger spektakuläre Schaustellungen oder einfache Illusionsshows aufgewertet; so betätigten sich z.B. durch Spiegeltricks „entstellte“ Damen oder Albinos oftmals als „Hellseher“ oder „Gedankenleser“.
„Somnambule“ waren von einer besonders geheimnisvollen Wirkung auf das Publikum und außer den üblichen Absprachen und verklausulierten Hinweisen beim „Lesen“ der Gedanken einzelner Zuschauern mussten die in „Trance“ befindlichen „Medien“ keinerlei Kunstfertigkeiten beherrschen.
Zu Beginn ihres Auftritts wurden die „Gedankenleser“ nicht selten zunächst in einen angeblich „hypnotischen“ oder „somnambulen“ Zustand versetzt, mitunter mit Mitteln des „Magnetismus“.
Hellseher, die ebenfalls mitunter als „Somnambule“ ausgegeben wurden, hielten ihre „Sprechstunden“ in der Regel im Anschluss an die Schaubudenprogramme ab: „Zum Schluss ist die Somnambule zu sprechen.“

(Filmzitate und Szenenbild aus einem Abdruck des Drehbuchs, Verlag Wiedleroither, Stuttgart 2000)


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