Der Tier- und Landschaftsmaler Paul Meyerheim (1842-1915) litt bereits zu Lebzeiten ein wenig darunter, dass "die Welt beliebt, den Künstler auf bestimmte Weise festzunageln. So sucht der Kenner von mir am liebsten nur übelriechende Sujets zu erwerben, als da sind: Menagerien, Affen, Löwen, Wilde usw. Aber ich male doch auch gern blumige Landschaften, Bilder mit Alpenluft und Waldesduft, doch diese alle gelten nicht als echte P.M." (Aus meinem Leben, Die Gartenlaube Nr.26, 1905, S.452)
Heute stellen Meyerheims Bilder vom Innenleben der „Tierbuden“ einmalige Zeugnisse dar, die einen realistischen Eindruck vom Geschehen und dem bescheidenen Interieur hinter den vielversprechenden Fassaden großer Menagerien bis hin zum kleinen Hunde- und Affentheater vermitteln.
Besonders fasziniert mich ein erst kürzlich erworbener Stich, der ein anderes Schaubuden-Genre zum Thema hat. Die „Schaustellung wilder Indianer“ zeigt das Innere einer typischen Bude, in der vermeintlich „ungezügelte Wilde“ wilde, rituelle Tänze aufführen. Auf den einfachen Holzbänken des ersten Platzes sowie auf den Stehplätzen dahinter staunt das einfache, offensichtlich ländliche Volk über diesen Einbruch einer ungezügelten, animalischen Exotik (man beachte die bereitliegenden Ketten) in die begrenzte und wohlgeordnete eigene Lebenswirklichkeit. Auch die aus dem Halbdunkel der schlichten Segeltuchbude schemenhaft auftauchenden wild zusammengewürfelten Ausstellungsstücke aus weit entfernt liegenden Ländern sind Teil dieser so einfachen wie beeindruckenden Inszenierung. Der Herr über diese Enklave einer verstörend sinnlichen, fremdartigen und scheinbar primitiven Welt ist der in die Phantasieuniform des weit gereisten Abenteurers gekleidete Schaubudenbesitzer…
(Informationen zur Schaustellung von Menschen aus weit entfernten Erdteilen im Kapitel „Völkerschau“ unter http://www.schaubuden.de/)
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