Der wunderbare Text "Die Südsee in Jahrmarkt und Zirkus" in "Das Prinzip Hoffnung" von Ernst Bloch war einer der wesentlichen Anstöße zu näheren Beschäftigung mit dem Budenzauber auf den Jahrmärkten vergangener Zeiten. Ein Zitat hieraus bildet seit der ersten veröffentlichten Version den Anfang von www.schaubuden.de.
Auch in seinem Aufsatz "Mannheim. Aus freundlicher Erinnerung" von 1931 weiß Bloch die einmalige Magie der Jahrmarktsschaustellungen in ihrer ganzen Vielfalt in besonderer Weise zu schildern - wobei er die deutlichen Anzeichen für ihr Verklingen nicht übersah:
"(...) Sechs Budenreihen sind auf dem langen Platz aufgestellt, sie zeigen, wie groß die Welt ist. Hier steht eine Bude als Schiffsrumpf und hat die Schrecken des Orinoko in sich, die Muschel heulen zum Orchestrion und Meerweibchen klirren mit ihren Ketten. Dort sind `Seltene Menschen und ihre Kunst`: ein Cowboy wirft seine Dame vom Kopf bis zu den Füßen mit Messern ein, Hermaphroditen singen, ägyptische Goldweiber leuchten, lebende Aquarien verschlucken Frösche und speien sie zappelnd wieder aus. Am Schluß zappelt die Bühne selber von Menschen, aus denen ein Magier Hypnose gemacht hat; er sagt auch: wie die alten Brahmanen und Ägypter in ihren `Tempeln und Extrahallen`. Afrika und Asien sind vor Anker gefahren, doch ebenso sind wir die Wilden, zu denen Europa kommt. Ein etwas ordinärer Bilderbogen breitet sich da aus, gewiß, doch allein schon seine süddeutsche Fülle unterscheidet ihn vom einfallslosen preußischen Rummelplatz, dem ebendeshalb früh mechanisierbaren. Statt dessen war der Mannheimer Jahrmarkt noch ein Stück Barock des kleinen Mannes, `Curiöses`versammelnd, samt dem wahrsagenden Bären des Zauberers Salandrini und der nie geheuren Wachsfigur. Noch viel mehr Kolportage gab der Mannheimer Jahrmarkt her, Gott erhalte ihn über die sachlichen Zeiten.
(...)" (Bd. 9 der Gesamtausgabe, Frankfurt/M. 1965, S.405f)
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