Die „Parade“, „die Schau vor der Schau“ insbesondere kleinerer Buden, inspirierte zahlreiche Literaten, Komponisten*, Maler und Grafiker. Oftmals gaben die phantastischen , großspurigen Anpreisungen vermeintlicher Attraktionen, Sensationen und „Weltwunder“ Anlass zu humoristischen Auseinandersetzungen mit dem „Budenzauber“, so bei Karl Valentin**, Heinrich Zille oder Erich Kästner:
Wer hat noch nicht? Wer will noch mal?
Na, wer hat noch nicht? Na, wer will noch mal?
Hier dreht sich der Blödsinn im Kreise!
Hier sehen Sie beispielsweise
den Türkisch sprechenden Riesenwal
und die Leiche im schwarzen Reichswehrkanal!
Und das alles für halbe Preise!
Na, wer will noch mal? Na, wer hat noch nicht?
Hier staunen Sie, bis Sie platzen!
Hier sehen Sie die boxenden Katzen!
Hier sehn Sie die Dame ohne Gesicht
und werden sich wundern, womit sie spricht ...
Feixt nicht, ihr dämlichen Fratzen!
Bild Nummer Eins - geschätztes Publikum -
zeigt uns den Massenmörder Melber.
Das brachte neunundneunzig fremde Menschen um!
Und als hundertsten sich selber.
Der Arme ...
Herz auf Taille. Leipzig 1928)
Die triste Wirklichkeit, die bei Zille dabei letztlich Thema war, stand bei vielen Künstlern im Vordergrund. Bekannte Beispiele hierfür schufen u.a. Fernand Pelez, Hans Baluschek oder Daumier.
Dem inspirierenden Gegensatz zwischen
Schein und Sein wurden von einigen Künstlern dabei metaphorische
oder auch philosophische Dimensionen abgewonnen,** bei anderen stand
ein (sozialkritischer) Realismus im Vordergrund.
In illustrierten Zeitschriften wurde
das Thema in der Regel von der heiteren Seite betrachtet, wobei nicht
zuletzt die Methoden der Rekommandeure auf's Korn genommen wurden,
die gleichsam für die Durchschaubarkeit verbreiteter
Werbemechanismen stehen.
Darüber hinaus lieferte die
Schaubudenparade eine ideale Vorlage für eine ganze Reihe
politischer Karikaturen in satirischen Zeitschriften Frankreichs,
Deutschlands und Englands.
H.G. Ibels |
* Das bekannteste Beispiel ist das Ballett "Parade" von Satie, Picasso und Cocteau.
** Mit "Valentins Weltwunder" ist bereits ein eigener Post erschienen.
*** Siehe dazu den Beginn der Einleitung
von „Schaubuden. Geschichte und Erscheinungsformen“
(www.schaubuden.de).
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